Die Klosterkirche zum Heiligen Kreuz
Die Kirche bildet den westlichen Flügel am ehemaligen Hauptbau des Dominikanerinnenklosters, dem heutigen Rathaus. Ihr rechteckiges Schiff von 12 m Länge und 8 m Breite wird im Süden von einem eingezogenen 3/6-Chor mit ähnlichen Proportionen abgeschlossen, den seitlich kleine Nebenräume in drei Stockwerken übereinander flankieren. Das Hauptportal der Kirche liegt in der Mitte der Westseite, seine reiche Sandsteineinfassung wird von einer Figurennische mit der Skulptur des Ordensstifters Dominikus bekrönt (aus dem 19. Jh.). Der Nordgiebel des sehr steilen Daches trägt nach der Tradition der Bettel- und Predigerorden, die auf Kirchtürme verzichteten, einen achteckigen Dachreiter mit kupfergedeckter Zwiebelhaube. Eine architektonische Besonderheit bilden die über dem Kirchenschiff in das Dach eingebauten Zellen der Ordensfrauen, die nach außen an den wiederhergestellten Dachgauben sichtbar werden und innen durch einen Gang mit dem Klostergebäude selbst verbunden sind. Eine Krypta unter dem Chor nahm bis 1771 die Gebeine der verstorbenen Nonnen auf.
Der einschiffige Innenraum zeigt in Architektur und Ausstattung das einheitliche Bild einer Rokokokirche aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Schiff von gleicher Höhe wie Breite wird durch einen flachen Gurtbogen, der seitlich auf Pilastern (Wandpfeilern) ruht, in zwei ungleiche Hälften geteilt. Sie sind flachen Hängekuppeln überfangen. Auch der Chor, zu dem ein Triumphbogen in Dreipassform überleitet, trägt über Pilastern, zwischen denen vier rundbogige Fenster dem Raum Licht geben, eine kuppelartige Decke mit Stichkappen.
Profilierte Rahmenleisten grenzen die Mittelspiegel der drei Gewölbeabschnitte ein. Auf ihnen sitzen Stuckornamente in Roccailleform, muschelähnliche, asymmetrische Zierelemente, wie sie um die Mitte des 18. Jahrhunderts auftreten. Die drei Deckenfelder selbst wurden, wie in der Zusammenfassung der Klostergeschichte erwähnt, aus finanziellen Gründen nicht mehr ausgemalt. Roccaillen verzieren auch die Rechteckfelder der geschwungenen Brüstung der Nonnenempore, die sich im hinteren Teil der Kirche befindet. Ihr ist ein reich geschnitztes, durchbrochenes Muschelgitterwerk aus ungefasstem Holz aufgesetzt. Das Chorgitter nimmt die Bewegung der Brüstung auf und ist in der Mitte durch ein ovales Medaillon betont. Es gehört zu den prachtvollsten Beispielen süddeutscher Schnitzkunst des Rokoko.
Durch Stuckaturen besonders hervorgehoben sind die Pilaster des Chorbogens und seine Laibung, die mit Muschelformen, Blumengebindung und Engelbüsten geschmückt sind. Eine große Roccaillekartusche, ein Zierrahmen, verbindet den Chorbogen mit dem Deckenspiegel des vorderen Schiffes. Sie trägt die Inschrift „IN HOC SIGNO VINCES“ („In diesem Zeichen wirst Du siegen“), weist so auf den Namen der Kirche zum Heiligen Kreuz hin. Der Satz stammt aus der Legende des Kaiser Konstantin, dem noch vor Einführung des Christentums in der Nacht vor der entscheidenden Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom das Kreuz als Siegeszeichen erschien.
Die zart getönten Stuckarbeiten sind von solcher Eleganz, dass an eine führende Werkstatt gedacht werden muss. Vielleicht an die des Wessobrunner Stuckators Johann Michael Feichtmayr aus Augsburg, der in Haigerloch die Wallfahrtskirche St. Anna ausschmückte.