Ortsgeschichte
Bereits in der Zeit um 5000 v. Chr. waren im hiesigen Raum erste Siedlungen vorhanden. 1931 wurden von dem Tübinger Stoll auf der Hochburg keltische Hügelgräber entdeckt, die aus der Zeit um 500 v. Chr. herrühren. Viele Indizien weisen darauf hin, dass auf der Hochburg unweit des Funkumsetzers eine keltische Fliehburg gestanden hat.
Die römische Zeit, ca. 60 v. Chr. Bis 240 n. Chr., hinterließ die Römerstraße. Die Verbindungsstraße zwischen Freiburg und Cannstatt, die um 70 n. Chr. gebaut wurde, kam von Haigerloch her über den „Langen Zug“ und führte an der heutigen Mühle vorbei nach Hirrlingen und Rottenburg.
In der alemannischen Zeit (3. bis 8. Jh.) ließ sich in der Gegend eine alemannische Sippe unter deren Anführer Rangod nieder, von dem sich wahrscheinlich der Ortsname Rangendingen ableitet (Rangodinga, Rangendingen). Funde aus der alemannischen Zeit wurden in den Bereichen Göhren, Grosselfinger Straße, Turnplatz, Alemannenweg oder auch Weilenberg gemacht.
Am 3. Mai 795 fertigte der Priester Audacar im Namen eines gewissen Heriker eine Schenkungsurkunde an, durch welche dieser zu seinem Seelenheil der Peterskirche zu „Rangodinga“ alles schenkte, was er hier besaß. Diese Urkunde mit der Ersterwähnung Rangendingens ist im Kloster St. Gallen erhalten geblieben. Wohl deshalb, weil im Jahre 802 die Peterskirche in die Verfügungsgewalt des mächtigen Reichsklosters überging. So erklärt sich auch, wie aus der Peterskirche eine Galluskirche wurde.
Im Jahre 1095 wird Höfendorf im Zusammenhang mit der Gründung des Klosters Alpirsbach erstmals urkundlich erwähnt. Höfendorf war eine Schenkung, die anlässlich der Weihe der Klosterkirche in einer Urkunde bestätigt wurde. 1275 erfolgte die erste gesicherte Ersterwähnung Bietenhausens im „liber decimationis“, in dem die Besteuerung der Zehnteinkünfte des Klerus im Bistum Konstanz festgehalten ist. Genannt wurde „Biettenhusen“. Unstrittig ist, dass Bietenhausen wesentlich älter sein muss, belegt durch ein Sandsteintympanon, ein verziertes Giebelfeld über der Kirchentür, welches auf das 12. Jahrhundert zu datieren ist.Wie alle alten Orte in der Umgebung brachte auch Rangendingen einen eigenen Ortsadel hervor. Zu den Hinterlassenschaften des Ortsadels zählte die Stiftung eines Frauenklosters im Jahre 1303, das nach jüngerer Überlieferung auf den Ritter Heinrich von Lindach zurückgehen soll, der auf dem Dorfbrunnen in der Ortsmitte mit der Schenkungsurkunde in der Hand dargestellt ist. Das Dominikanerinnenkloster existierte bis 1804, und auch der Jahrtag Heinrichs von Lindach wurde bis ins 19. Jahrhundert begangen.
Nach Verschwinden des Ortsadels Anfang des 14. Jahrhunderts war Rangendingen zwischen den Häusern Zollern und Hohenberg geteilt. Die Rangendinger haben diese Teilung des Dorfes nicht auf Dauer akzeptiert. 1435, als Rangendingen rd. 200 Einwohner beherbergte, legten die ältesten Männer des Dorfes und der Umgebung in einer rechtsverbindlichen „Kundschaft“ unmissverständlich klar, dass der Gerichtsstab, also die dörfliche Rechtssprechung, in den Händen des zollerischen und nicht des hohenbergischen Dorfvogts liegen solle. Dies war der erste Schritt zu der 1467 tatsächlich erfolgten Vereinigung des Dorfes in der Hand der Zollerngrafen. Vom Ende des 16. Jh. an folgte daraus zusammen mit den übrigen Orten der Grafschaft eine jahrhundertelange Auseinandersetzung mit den Grafen von Hohenzollern um das freie Jagdrecht. Nicht weniger als 15 bäuerliche Aufstände gab es zwischen 1584 und 1796.Höfendorf und Bietenhausen waren dagegen von 1170 bis 1381 unter der Herrschaft des Hauses Hohenberg. Danach folgte eine Reihe von Verpfändungen an verschiedenste Herrschaften. 1497 wurden Höfendorf und Bietenhausen zollerisch.
Doch auch heftige innerdörfliche Konflikte wurden in Rangendingen ausgetragen, die sich u. a. in der Hexenverfolgung äußerten. Zwischen 1598 und 1627 hat Rangendingen 18 von den insgesamt 73 Hexenopfern in der Grafschaft an die Hechinger Richter ausgeliefert. Auch der Jagdstreit zog sich bis zum Landesvergleich im Jahr 1798 hin. Wenn man so will, bildete die Revolution von 1848 hierzulande das letzte bäuerliche Aufbegehren gegen die Herrschaft. Beim Sturz des Fürsten Friedrich Wilhelm Konstantin am 11. Mai 1848 und später im 58er Ausschuss spielten die Rangendinger eine bedeutende Rolle. Gemeinsam mit den anderen Unterlandgemeinden gebärdeten sie sich meist radikaler als die gemäßigten Killertalgemeinden.
Mit der Bevölkerungsexplosion des 18. Jh. (nach dem 30-jährigen Krieg zählte Rangendingen rd. 250 Einwohner, 1842 jedoch schon 1297) war hier wie überall die Überlebensfrage der überwiegend landwirtschaftlich ausgerichteten Gemeinde gestellt. Neben den Auswanderungen vornehmlich nach Ungarn und später in die Neue Welt ist die Verbreiterung der Gewerbestruktur zu nennen. Hier spielte insbesondere die Leineweberei bis zum Ersten Weltkrieg eine herausragende Rolle. Die Industrialisierung Rangendingens verdankt sich der Initiative jüdischer Unternehmer aus Hechingen. Die Hechinger Firmen Carl Löwengard und Levi gründeten um die Jahrhundertwende in Rangendingen Textilbetriebe, die zeitweise jeweils bis zu 300 Mitarbeiter beschäftigten. Im Laufe des Ersten Weltkrieges wurden aus Rangendingen 286 Männer (1/5 der Einwohnerschaft) zum Kriegsdienst einberufen. In den Jahren 1914 bis 1918 starben 55 Rangendinger Soldaten. Von 65 Höfendorfer Kriegsteilnehmern blieben 11 im Krieg, Bietenhausen hatte 18 Gefallene zu beklagen. Zwischen den Kriegen war die Gemeinde hochverschuldet. Dennoch konnte 1926 mit dem Bau einer Wasserleitung begonnen werden, die zu Weihnachten 1926 in Betrieb genommen wurde. Der Wasserpreis betrug damals 20 Pf./m³.
Nachdem im März 1935 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt wurde, wurden am 09.08.1935 die Jahrgänge 1914/15 aus Rangendingen nach Hechingen zur Musterung einberufen. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden aus Rangendingen 293 Männer einberufen (1/7 der Einwohnerschaft) von denen 81 als Gefallene und 46 als Vermisste im Krieg blieben. Aus Höfendorf nahmen 60 Personen am Krieg teil, 25 von ihnen sind gefallen oder blieben vermisst. Bietenhausen hatte 14 Gefallene und 3 Vermisste zu verzeichnen. Am 20.04.1945 wird die Gemeinde besetzt. Die Besatzungstruppen ziehen am 20.02.1946 wieder ab. Ein Bürgerkomitee wird einberufen. Vorsitzender ist Melchior Birkle, der am 15.09.1946 bei den ersten ordentlichen Wahlen nach dem Krieg als Bürgermeister bestätigt wurde. Ihm folgten 1948 Bürgermeister Joachim Schäfer, 1976 Bürgermeister Otto Wannenmacher, 2000 Bürgermeister Johann Widmaier und 2021 Bürgermeister Manfred Haug.
Nach dem Krieg konnte die Industrialisierung der Gemeinde weiter vorangetrieben werden. Am 5. Mai 1947 gründete Dr. Alexander Grupp die Fa. Tubex GmbH, Rangendingen. Die Firmen Maute (Textil), Tubex (Tuben, Verpackungen), Haber und Strobel (Holzsohlen), Leonhardt (Bettwäsche), Buhmann (Apparatebau), Taxis (Bürobedarf) und Gebrüder Conzelmann (Textil) beschäftigten Ende 1950 schon 306 Personen in der Gemeinde. Der Haupterwerbsanteil der Land- und Forstwirtschaft sank zwischen 1950 und 1987 von 48 % auf 1 %. Im Jahr 1972 wurde die Gemeindereform vollzogen. Nach monatelangem Buhlen zwischen der Stadt Haigerloch und der Gemeinde Rangendingen um die Gunst der kleineren umliegenden Ortschaften entschieden sich am 23.01.1972 anlässlich einer Befragung 76,5 % der Bürger Bietenhausens für einen Anschluss an Rangendingen, 23,5 % für Haigerloch. 82,6 % der Bürger Höfendorfs entschieden sich für einen Anschluss an Rangendingen, 17,4 % für Haigerloch. Dieses klare Ergebnis führte dazu, dass am 10. März 1972 die feierliche Unterzeichnung der Eingliederungsverträge stattfand. Höfendorf und Bietenhausen wurden im vollen Umfang in die stürmische Entwicklung Rangendingens einbezogen. Einschließlich Höfendorf und Bietenhausen zählte die Gemeinde damals 3.450 Einwohner.
Alle drei Teilorte profitierten in erheblichem Maße aus den in den 80er Jahren vom Land unterstützten Dorfentwicklungsmaßnahmen in Höfendorf und Bietenhausen bzw. der Ortskernsanierung in Rangendingen. Die Gemeinde mit allen drei Teilorten ist infrastrukturell, an privaten und öffentlichen Dienstleistungen und Einrichtungen bestens ausgestattet.
Das Rangendinger Wappen
In Gold ein aufgerichteter schwarzer Bär, der in den Vorderpranken einen roten Ast mit drei nach links gerichteten grünen Lindenblättern hält. – Flaggenfarben: Rot-Gelb.
Der Bär ist das Attribut, des Kirchenpatrons St. Gallus. Nach der Legende hat der Bär dem Einsiedler Gallus Holz für das Feuer herbeigetragen. Der Bär ist auch das Wappentier des Klosters St. Gallen, das um 800 Besitz in Rangendingen hatte und von dem wohl der Kirchenpatron herrührt.
Der Lindenast bezieht sich auf den Ritter Heinrich von Lindach, der einem Eintrag im Seelbuch der Pfarrei Rangendingen vom Jahre 1466 zufolge ein Wohltäter der Gemeinde war*.
Das Wappen und die Flagge wurden am 9. Februar 1970 vom Innenministerium verliehen.
*FAS DH 50 E.9 u. 78.229.
Quelle: Eberhard Gönner, Kommunale Siegel und Wappen im ehemaligen Landkreis Hechingen, Sonderdruck aus Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte, 12. Band – der ganzen Reihe 99. Band - 1976